Drohnenlösungen werden immer professioneller, kleiner und einsatzfähiger. Die Branche erlebt durch stetige Weiterentwicklung Jahr für Jahr neuen Auftrieb. Besonders die Sensorfusion aus RGB-Kameras und Laserscannern sorgt für neue Lösungen. Ein Interview mit Kay Wackwitz vom Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Drone Industry Insights (Droneii).
Herr Wackwitz, Sie beobachten den Drohnenmarkt seit der Gründung des Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Drone Industry Insights (Droneii) im Jahr 2015 intensiv. Welche Neuerungen gibt es?
Die Lösungen werden immer professioneller. Bildqualität als auch die Genauigkeit werden immer besser. Festzustellen ist eine Fusion verschiedener Sensoren auf den unbemannten Flug- und Vermessungsgeräten. Die Sensorfusion von RGB-Kameras mit gleichzeitiger Datenaufnahme durch Laserscanner bringt Bildinformationen und Punktwolken zusammen. Daraus entstehen 3D-Objekte, die sich bestens vermessen und inspizieren lassen. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Brücke, eine Windkraftanlage oder einen Tagebau handelt. Parallel dazu wachsen allerdings auch die Datenmengen, die verarbeitet werden müssen.
Laserscanner auf Drohnen sind eine Neuheit?
Nicht die Laserscanner, sondern die Kombination der Sensoren bestehend aus RGB-Kameras und Laserscannern ist neu. Tatsächlich gibt es aber auch bei den Laserscannern Neuigkeiten. Mit den so genannten Solid-State-Laserscannern können wir durchaus von einer neuen Generation sprechen. Sie sind klein, leicht, kompakt und günstig – wenn auch nicht ganz so leistungsfähig wie ihre großen „Schwestern“. Mittlerweile gibt es Drohnen, die über die Laserscanner sogar in Real-Time navigieren können. Die Punktwolke lotst die Drohnen auch durch schwierige Umgebungen, beispielsweise durch Bergwerke, in denen es keinen GPS-Empfang gibt. Zudem erlaubt die Sensorfusion eine ganze Palette an Anwendungen: Von der topographischen Vermessung und der Erstellung von digitalen Höhenmodellen, über die Begleitung von Hoch- und Tiefbauprojekten über den gesamten Lebenszyklus. In Notfällen wie Bränden oder Rettungsmaßnahmen inspizieren die Drohnen das Terrain in Echtzeit und liefern lebenswichtige Informationen. Beispielsweise unterstützen sie bei der Suche nach vermissten Personen im bewaldeten Terrain, da der Laser Vegetation durchdringen kann. In der Land- und Forstwirtschaft dokumentieren die Drohnen Wachstumsfortschritte, Kronendächer oder Flächenverbrauch. Ihr Einsatz in der Energiewirtschaft in der Inspektion beispielsweise von Windkraftanlagen oder Hochspannungsleitungen wird durch die Sensorfusion noch effektiver, die fotorealistischen 3D-Modelle bieten dafür eine perfekte Grundlage.
Welche weiteren Entwicklungen lassen sich beobachten?
Es kommen immer mehr Anfragen aus der Industrie, die Drohnen für ganz spezielle Einsatzzwecke mit ganz bestimmten Eigenschaften möchte. Der bisherige „Solution-looking-for-a-problem“-Markt verwandelt sich langsam in einen stärker bedarfsorientierten Markt. Das sind zwar oft erstmal kleine Nischen, aber unsere Reports zeigen, wo es ähnliche Anforderungen gibt und Hersteller, wie auch Betreiber neue Absatzmärkte erschließen können.
Wie hat sich der Markt in den Corona-Jahren entwickelt?
Unsere Studien belegen einen Wachstumstrend. Von 2018 bis Ende 2020 haben wir 37 Prozent Umsatzwachstum ermittelt. Allerdings zeigt sich eine Dualität. Während kleineren Unternehmen die wirtschaftliche Extremsituation teils schwer zugesetzt hat, konnten sich viele Big Player überaus positiv entwickeln. Das Ganze lässt sich auch auf die Abnehmer von Drohnen beziehen: Es gibt Kundengruppen, die sich den Kauf und Einsatz von Drohnen derzeit nicht mehr leisten können. Dafür wächst das Segment der Dienstleistungen an Drohnen. Viele Anwenderinnen und Anwender überlassen Flug und Auswertung der Daten mehr und mehr externen Dienstleistern. Auch hier beobachten wir eine Konsolidierung des Marktes Richtung größerer Unternehmen.
Sie sprachen eingangs von zunehmenden Datenmengen. Wie gehen die Hersteller damit um?
Die großen Datenmengen sind für die Endnutzer ein Problem. Kunden wollen die die gesammelten Daten des Drohnenflugs am liebsten direkt an ihre ERP-, GIS-, BIM-oder Grafik- und Analyseprogramme andocken. Das ist heute oft noch mit erheblichen Aufwänden verbunden. Die Hersteller arbeiten an möglichst einfachen Workflows, aber es gibt nach wie vor viele Insellösungen. Damit können wir uns nicht zufrieden geben. Es muss langfristig Industriestandards geben, die System übergreifend 'plug and play' funktionieren.
Mehr dazu und vielen weiteren Entwicklungen im kommerziellen Drohnenmarkt
gibt es im jährlich erscheinenden, frei verfügbaren Report, dem “Drone Industry Barometer“. Auf der Intergeo in Essen werden wir den Bericht wie in den Jahren zuvor vorstellen.
Kasten: Kay Wackwitz ist Geschäftsführer und Gründer von Drone Industry Insights, der unabhängigen Marktforschungs- und Beratungsfirma mit Fokus auf unbemanntes Fliegen. Das generierte Wissen wird in Form von Reports und kundenspezifischen Projekten bereitgestellt und ist zentrale Quelle für alle, die sich mit Drohnentechnologie und -Betrieb und -Gesetzgebung auseinandersetzen
Weitere Informationen: www.droneii.com
Das Interview führte Monika Rech-Heider